Tornax-Motorräder: Ein Erbe deutscher Ingenieurskunst und Innovation
Tornax – Ein Erbe deutscher Motorradtechnik
Tornax war ein deutscher Motorradhersteller mit Sitz in Wuppertal, der von 1926 bis 1955 tätig war. Das Unternehmen wurde von Ernst Wewer gegründet, einem Juwelier, Uhrmacher und Motorradrennfahrer, der seinen Traum vom Motorradbau verwirklichte. Tornax erwarb sich schnell einen Ruf als Hersteller hochwertiger, leistungsorientierter Motorräder und setzte dabei häufig Motoren renommierter Hersteller wie JAP und Columbus ein.
Frühe Modelle und technische Innovationen
Das erste Tornax-Motorrad, das Modell I-26, wurde 1926 vorgestellt. Es war mit einem 600 cm³-Einzylinder-Seitenventilmotor von JAP ausgestattet und leistete 15 PS. In den späten 1920er Jahren erweiterte Tornax sein Portfolio um Modelle mit Seitenventil- und OHV-Motoren von 500 bis 600 cm³, die hauptsächlich von JAP stammten.
1930 stellte Tornax sein erstes Zweizylinder-Motorrad, das Modell III-30, vor. Es war mit einem 996 cm³-V-Twin-JAP-Motor mit Seitenventilen und 26 PS ausgestattet und stellte Tornax‘ Einstieg in den Markt für größere Motorräder dar.
Der Hochleistungs-III-31 SS
Ein bedeutender Meilenstein war die Einführung des III-31 SS im Jahr 1931. Diese Sportversion war mit einem 1000 cm³-JAP-Motor mit obenliegenden Ventilen ausgestattet und leistete 72 PS. Tornax gab an, dass dieses Modell eine Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h (118 mph) erreichte, was es zu einem der schnellsten Serienmotorräder seiner Zeit machte. Aufgrund des hohen Preises und der wirtschaftlichen Herausforderungen der Weltwirtschaftskrise waren jedoch die Verkaufszahlen begrenzt.
Anpassung an wirtschaftliche Herausforderungen
Die Importbeschränkungen der nationalsozialistischen Regierung für ausländische Komponenten zwangen Tornax 1934 zur Anpassung. Das Unternehmen begann, Motoren im Inland zu beschaffen. Es reduzierte sein Angebot auf ein einziges Modell: die Universal mit einem 600 cm³-Columbus-Motor mit Seitenventilen. 1935 stellte Tornax die Tornado vor, ausgestattet mit einem 800 cm³-Reihentwin-Columbus-Motor mit obenliegender Nockenwelle, die als Sportmaschine positioniert wurde.
Nachkriegsproduktion und letzte Jahre
Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm Tornax 1948 die Motorradproduktion wieder auf und brachte das Modell K 125 mit einem 125 cm³-ILO-Motor auf den Markt. Das Unternehmen erweiterte sein Sortiment um größere Einzylinder-Zweitakt-ILO-Motoren und krönte 1953 die Produktion der Z-250 Schwarze Josephine, einem 250 cm³-Zweizylinder-Zweitaktmotor mit 15 PS.
1954 wagte Tornax mit der V 250 und der SV 250 den Schritt in den Viertaktbereich, ausgestattet mit 250 cm³-Motoren von Opti aus Essen. Trotz dieser Innovationen stellte Tornax 1955 die Motorradproduktion endgültig ein. In seiner 29-jährigen Geschichte wurden schätzungsweise rund 50.000 Fahrzeuge produziert.
Vermächtnis und Sammlerwert
Tornax-Motorräder gelten heute als selten und sind bei Sammlern und Oldtimer-Enthusiasten sehr begehrt. Modelle wie die III-31 SS und die Schwarze Josephine werden besonders aufgrund ihrer historischen Bedeutung und technischen Exzellenz geschätzt.